Waldbaden kann für jeden und jede eine Bereicherung darstellen, davon bin ich überzeugt. Jede Person kann aus der Natur und dem Erleben schöpfen und für sich das herausziehen, was sie gerade braucht.
Als Sprachtherapeutin mit jahrelanger Erfahrung in dem Wirken mit stotternden Menschen glaube ich außerdem, dass im Waldbaden ein großer Schatz gerade für stotternde Personen verborgen liegt. Es ist eine Möglichkeit, die Natur und sich selbst zu entdecken, und auch die eigene Kommunikationsweise neu zu erfahren.
Neben den nach außen wahrnehmbaren Symptomen betrifft das Stottern den*die Sprecher*in auch auf geistiger, emotionaler und psychischer Ebene. In sozialen Situationen ist es leider immer noch so, dass stotternde Personen häufiger negative Reaktionen erleben als nichtstotternde Menschen und das Selbstbild der Betroffenen negativ beeinflusst wird. Viele stotternde Menschen absolvieren in ihrem Leben mehrere Stottertherapien, die ihnen helfen können, flüssiger zu sprechen und vor allem das sprecherische Selbstbewusstsein zu stärken - denn zu stottern bedeutet natürlich nicht, dass man nichts zu sagen hätte.
Das Waldbaden stellt ausdrücklich keinen Therapieansatz dar, sondern sollte eher als ergänzendes Angebot gesehen werden. Als Gesundheitspräventionsmaßnahme kann es dabei helfen, auch die mentale und psychische Gesundheit zu bewahren. Das bei Stotternden oft erhöhte Stressniveau kann zu einer Unterdrückung des Immunsystems führen, und genau deshalb ist Waldbaden so wertvoll: durch die Kraft der Natur und die gezielten Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen wird der Parasympathikus, unser Ruhenerv, aktiviert und die Stresshormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin stark gesenkt.
In dem Waldbadenkonzept für stotterde Personen kommen vermehrt Übungen zur Verbesserung der Wahrnehmungsschulung zum Einsatz, um die eigene Körperwahrnehmung zu fördern. Außerdem werden Partnerübungen eingesetzt, die das Vertrauen in das Gegenüber, aber auch in die eigene Person unterstützen und zeigen, wie wichtig nonverbale Kommunikation ist. Es gibt einfach wahnsinnig viele Arten zu kommunizieren, ohne einmal die Lippen bewegt zu haben! So wird der Fokus weg von der Sprechflüssigkeit und hin zur Kommunikation verlagert.
Gerade das Waldbaden in der Gruppe hat zudem einen weiteren, recht simplen Effekt: das Gruppengefühl wirkt sich nachgewiesenermaßen positiv auf das Befinden des Einzelnen aus. Dieser Umstand soll durch Partner- und Austauschrunden gezielt genutzt und am Ende durch ein Abschlussritual in der Gruppe ergänzt werden.
Bist du neugierig geworden?
Hier findest du das Angebot Kraft & Vertrauen - Waldbaden für stotternde Personen.
Quellen:
Blood, G.W., & Blood, I.M. (2007). Preliminary Study of self-reported experience of physical aggression and bullying of boys who stutter: Relation to increased anxiety. Perceptual and Motor Skills, 104, 1060-1066.
Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP, 2016). Pathogenese, Diagnostik und Behandlung von Redeflussstörungen. Evidenz- und konsensbasierte S3-Leitlinie, AWMF-Registernummer 049-013, Version 1. 2016; http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/049-013.html.
Onslow, M. (2018). Stuttering and its treatment: Eleven lectures. Sydney.
Khansari, D.N., Murgo, A.J., & Faith, R.E. (1990). Effects of stress on the immune system. Immunology Today, 11, 170-175.
Schlimm-Thierjung, Jasmin (2022). Ausbildung: Kursleiter/in für Waldbaden – Achtsamkeit in der Natur.
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